Sprenggläubige

Sprenggläubige verdienen so einen Respekt wie man ihn vor einer blanken Stromleitung haben sollte.

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  1. Wie ich Gott los wurde

    Es fing in der Schule an und dauerte Jahrzehnte.

    Auf dem Gymnasium mit ehemaligen Nazi-Lehrern bekam ich kaum mit, dass der bigotte katholische Religionslehrer (damals musste man noch Religionsabitur machen) mich über Jahre hinweg gottesvergiftete, bis mir schwindelte.

    Dieser jesuitische„Seelsorger“ (wenn der Papst sagt, dass etwas eindeutig Weisses schwarz ist, muss der Jesuit sagen, dass es schwarz ist) gab mir dann eines Tages Ohrfeigen der „Liebe“, weil ich trotz meiner Angst wiederholte, Jesus sei Jude gewesen.

    Als er mich mit sechs Ohrfeigen „geliebt“ hatte, hielt ich ihm tapfer und ängstlich zugleich, ein tapferer Feigling eben, die andere Wange hin… „Ich wäre ja Christ…“ Da bekam ich dann die zweiten sechs (macht zusammen die zwölf Apostel) – und einen Verweis dazu.
    *
    Irgendwann wollte, nein, musste ich herausfinden, was es mit diesem widerlichen, grausamen alttestamentarischen Gott, seinen von einer Jungfrau geborenen Sohn Jesus und dem unglücklichen Feigenbaum, der nur seiner Natur gehorchte und trotzdem laut NT von Jesus verflucht wurde, auf sich hatte – und meiner unerklärlichen Angst vor all dem.
    So biss das verwirrte Schulkind nach der Kommunion mit einer Höllenangst auf Christus und behielt ihn im Mund, bevor es ihn schluckte. Nach der Wandlung nämlich wird die Hostie (Weizenmehl und Wasser) zu seinem Leib und seinem Blut.
    Und kein Blitz kam vom – völlig blauen – Himmel und löschte mich aus, wie der „aktiv übelwollende“ (Bertrand Russell), uns Schülern gern panische Angst einjagende Religionslehrer prophezeit hatte.

    Nicht nur der Religionslehrer, sondern auch die anderen „Lehrer“ am Gymnasium, das sich humanistisch nannte, taten ihr Bestes, jeden Funken kreativen Lebens in den Schülern abzutöten.

    Albert Einstein: „Demütigung und geistige Unterdrückung durch verständnislose und egozentrische Lehrer tut schweren, untilgbaren Schaden im kindlichen Gemüte, der gar oft das spätere Leben verhängnisvoll beeinflusst.“
    Eine oft ignorierte Tatsache: Der geistige Missbrauch geht dem körperlichen und dem sexuellen zwingend voraus.
    *
    Eine Formulierung im Buch „Der Gotteswahn“ des Evolutionsbiologen Richard Dawkins erklärt punktgenau, was hinter meiner katholischen Gottesvergiftung realistisch betrachtet steckt:
    – Zur Zeit unserer Vorfahren wurde ein Mann als Sohn einer Frau geboren, die Jungfrau war, ein biologischer Vater war daran nicht beteiligt.
    – Derselbe vaterlose Mann sprach zu einem Freund namens Lazarus, der schon so lange tot war, dass er stank, und Lazarus erwachte sofort wieder zum Leben.
    – Der vaterlose Mann selbst wurde wieder lebendig, nachdem er tot und seit drei Tagen begraben war.
    – Vierzig Tage später stieg der vaterlose Mann auf einen Berg und verschwand dann mit seinem ganzen Körper im Himmel.
    – Wenn man sich private Gedanken durch den Kopf gehen lässt, kann der vaterlose Mann (und auch sein „Vater“, der er selbst ist und der im Tanach und im AT der grausamste, rassistischte, rachsüchtigste, blutdürstigste, frauenfeindlichste, kindermordende Gott ist, den man fürchten und vor dem man zittern musss) die Gedanken hören und möglicherweise daraufhin etwas unternehmen. Gleichzeitig hört er auch die Gedanken aller anderen Menschen auf der Welt.
    – Die jungfräuliche Mutter des vaterlosen Mannes ist nicht gestorben, sondern wurde körperlich in den Himmel aufgenommen.
    – Wenn Brot und Wein von einem Priester (der aber Hoden haben muss) gesegnet werden, „verwandeln“ sie sich in Fleisch und Blut des vaterlosen Mannes.
    *
    Ich erspare mir die sog. Gottesbeweise, die schon Kant widerlegt hat, aber dann leider einen neuen erfunden hat, der genau so falsch ist. Gott ist genauso eine Illusion wie Zeit, die Kant für eine Anschauungsform der Menschen hielt.
    Heute wissen wir: Es ist der Prozess der kosmischen Evolution, den Menschen für Zeit gehalten haben.

    Stattdessen beschäftige ich mich, für diesen Text hier ausreichend, ein wenig mit der Bibel und dem apokryphen Thomas-Evangelium, in dem Jesus klar als Mensch dargestellt wird.
    Im Logion 13 des apokryphen EvTh sagt Simon Petrus auf Jesu Frage, wem er gleiche: „Du gleichst einem gerechten Boten.“
    Hierher gehört eine überraschende Entdeckung zum Begriff „Boten“: Im Kanon des NT wird ein paarmal von Jesus gesagt, er sei „gesandt“ worden. Gott kann es nicht gewesen sein, denn der existiert nicht. Bleibt also nur ein indischer buddhistischer Meister, ein Mensch, der ihn als „Boten“ nach Palästina „gesandt“ hat.
    Der indische König Ashoka hatte 250 Jahre vor Jesus Boten zur Verkündigung des Buddhismus in den Westen geschickt.
    Im kanonischen Matthäus-Evangelium 16,16 antwortet Simon Petrus jedoch auf die diesselbe Frage von Jesus: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.“ Wer lesen kann, der lese.

    Der Mensch Jesus (Der Bote des Buddhismus) folgte in seinen Haupttendenzen eindeutig der Lehre des Menschen Buddha. Aber das ist seit hundertundfünfzig Jahren nichts Neues mehr.

    Die Herkunft der Lehre Jesu aus buddhisten Quellen wird für mich am deutlichsten ( nirgendwo sonst zu finden) im Logion 19 des EvTh, das in einer der vielen unverständlichen und oft unfreiwillig komischen Übersetzungen so lautet: „…Denn ihr habt fünf Bäume im Paradies, die von Sommer und Winter unberührt bleiben, und deren Blätter nicht abfallen. Wer sie erkennt, wird den Tod nicht schmecken.“

    Nur mit Kenntnis der buddhistischen Ideologie ist es möglich, einen Sinn zu finden:
    Die fünf Bäume sind nichts anderes als die fünf Skandhas (Anhaftungen der 5 Daseinsformen). Erst, wenn alle Bäume ihre Blätter (natürlich eine Metapher) verloren haben, also die 5 Skandhas leer sind, ist der Eintritt ins Nirvana (nicht ins christliche Paradies) als Erleuchteter möglich.
    Eine weitere Unverständlichkeit entbehrt nicht der Komik. Das Logion 42 des EvTh lautet übersetzt: „Werdet Durchquerende“ oder „Werdet Vorübergehende“.
    Was haben sich die „religiösen“ Übersetzer dabei wohl gedacht?
    Ich vermute: Sie waren so in ihren eigenen christlichen Indoktrinationen gefangen, dass sie anderes nicht denken konnten!
    Der wahre Sinn des Logion 42 ist: “Ihr seid Wandermönche!.“
    Jesus hat seine Schüler ausgeschickt wie buddhistische Wandermönche.

    Jesus lag nichts ferner als eine neue Religion zu gründen. Er hatte schon eine.

    Nicht nur in der Bibel, auch in anderen religiösen, vorgeblich absolut „wahren“ und „heiligen“ Büchern gibt es viele Stellen, die grundsätzlich unseren heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen.
    Das fängt an mit der Genesis im Alten Testament, das ja ursprünglich als Tanach von den Juden geschrieben wurde, bevor es ihnen von den Christen weggenommen wurde – mit der Behauptung, sie würden es besser verstehen.
    In der Lutherübersetzung, jetzt heißt Genesis 1. Buch Mose I, macht Gott Licht:
    „ Am Anfang schuff Gott Himmel und Erden. Und die Erde war wüst und leer(!) /und es war finster auff der Tieffe(?)/ „Und Gott sprach/ Es werde Liecht/ Und es ward Liecht“(Genesis oder in der Lutherbibel das Erste Buch Mose I, 1-3.)
    Aber erst am vierten Tag, Erstes Buch Mose I 16:
    „Und Gott machet zwey grosse Liechter/ein gros Licht /das den Tag regiere/und ein klein Liecht/das die Nacht regiere/dazu auch Sternen.“
    Um dies alles als hanebüchenen Unsinn zu erkennen, braucht es keine besonderen kosmologischen Kenntnisse, einfaches Nachdenken genügt.

    Nach der Bibel nur noch eine Bemerkung zum Koran:
    Gäbe es den K0ran nicht, könnten die Selbstmordattentäter kein Dschihad-Gelübde auf ihn ablegen.
    Logisch richtig, also richtig.
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    Die Angst vor dem Tod ist neben der Angst vor dem Unerklärlichen wohl die Hauptwurzel der Religionen. Die prähistorischen Menschengruppen mussten für ihr soziales Überleben eine gemeinsame Vorstellung von sich und der Welt entwickeln.
    Wann, wo und von wem Religion zum ersten Mal zur Machtausübung missbraucht wurde, ist ungewiss. Sicher ist, Machtausübung, Gewalt, Hass und Krieg nahmen immer mehr zu.
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    Es ist nicht leicht zu verstehen, dass es nach Darwins Evolutionstheorie, dem aus meiner Sicht bedeutendsten Paradigmenwechsel seit der Erfindung des Biers in Göbleki Tepe, die offenbar zur Sesshaftigkeit führte, immer noch Religionen gibt.
    Alle Phänomene im Kosmos einschließlich des Menschen sind ein stetiger Prozess von Bewegung bzw. Veränderung! Der Erfinder der Stringtheorie Leonard Susskind: “Die moderne Kosmologie begann eigentlich mit Darwin und Wallace. Im Gegensatz zu allen anderen vor ihnen lieferten sie für unser Dasein eine Erklärung, die übernatürliche Kräfte völlig ablehnte.” Und weiter: “Darwin und Wallace setzten nicht nur für die Biologie einen Maßstab, sondern auch für die Kosmologie.”

    Evolution also nicht nur auf der Erde, sondern im ganzen Kosmos. Kein Unterscheiden mehr
    von Unlebendigem und Lebendigem.
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    Evolution, der unaufhörliche systemische Veränderungs-Prozess von Materie, Energie, Pflanzen, Tieren und Menschen, ist eine inhärente zeitlose Eigenschaft des Kosmos.
    Der Kosmos hat keine Ahnung davon.
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    Kein Mensch, natürlich außer den sogenannten Kreationisten, der tiefer in die Bedeutung der Evolution (es gibt keine Trennung von irdischer und kosmischer Evolution, s.o.) eingedrungen ist, kann noch in irgendeiner Form an eine übermenschliche, übernatürliche Existenz glauben – die noch dazu aussehen soll wie ein männlicher Mensch.

    Nichts im Kosmos ist unsterblich! Nichts steht still! Wir sterben, weil wir Evolution sind. Der Mensch stirbt, weil er lebt – heute als der Mensch, zu dem er nach unzähligen Evolutionsschritten geworden ist.
    Leider lässt der gegenwärtige Zustand des Planeten Erde immer mehr den Verdacht aufkommen, dass die Menschheit eine evolutionäre Fehlentwicklung ist.

    Der Tod ist nicht das Ende. Der Mensch zerfällt und ist kein Mensch mehr, die Evolution setzt sich weiter fort… Jeder Unsterblichkeits- und Wiedergeburtsmythos ist damit erledigt!
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    Es lässt sich kein einziger Grund finden, anzunehmen, irgendeine Religion sei wahr!
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    Heute entscheiden nicht mehr Philosophie oder Theologie über die wesentlichen Fragen, sondern die Wissenschaft. Und die spricht nicht mehr von Wahrheit, sondern nur noch von Wahrscheinlichkeiten.
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    Die Wahrscheinlichkeit, daß Jehova, Gott oder Allah existieren, ist gleich Null!
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    Die großen Religionen Hinduismus, Judentum, Christentum, Islam und sogar der Buddhismus gehen nach wie vor immer wieder eine Verbindung ein mit der jeweils herrschenden Macht und der Grausamkeit.
    Blaise Pascal: „Die Menschen tun nie so vollständig und fröhlich (!) etwas Böses, als wenn sie es aus religiöser Überzeugung tun.“
    Der amerikanische Philosoph Sam Harris schreibt in seinem Buch „The End of Faith“, religiöse Menschen seien zwar nicht generell geistesgestört, aber ihre Kernüberzeugungen seien es durchaus.
    Und er betont, was auch aus meiner Sicht unabdingbar ist:
    „Einfach und ehrlich über den Zustand unserer Welt zu sprechen – beispielsweise zu sagen, dass sowohl Bibel als auch Koran bergeweise tödlichen Unsinn enthalten – steht der Auffassung von Toleranz entgegen, die momentan von den Gemäßigten vertreten wird. Aber wir können uns den Luxus dieser politischen Korrektheit nicht länger erlauben.“
    Physiker und Nobelpreisträger Steven Weinberg: „Religion ist eine Beleidigung für die Menschenwürde.“

    Vernunft, Aufklärung, Wissenschaft, Solidarität und Phantasie haben nichts mit den die Menschenrechte verletzenden Religionen zu tun.
    Ich erkläre ausdrücklich, dass dies aus meiner Erfahrung auch auf den Buddhismus mitsamt seiner Zen-Ausformung zutrifft: Ohne die Erfahrung eines mysteriöses „Zen-Ku“, das an die metaphysischen Spekulationen „Dao“, „Nirvana“, Heraklits „Logos“, Jesu „Reich Gottes“, Spinozas „Substanz“, Bergsons „Elan vital“ und sogar an die wissenschaftliche Spekulation „Dunkle Energie“ erinnert, gibt es kein „Satori“, keine „Erleuchtung“!
    Bis das Gegenteil bewiesen ist, ist „Satori“ nichts anderes als Selbstsuggestion!

    Dieselben japanischen Zen-Buddhisten haben sich im II. Weltkrieg das moralisch Ungeheuerlichste geleistet , das je eine Religionsdoktrin gefordert hat! Sie haben das sog. „Mitfühlende Töten“ erfunden, besonders für die jungen Kamikazepiloten, und sich dabei auf Buddha berufen, der genau das Gegenteil gelehrt hat. Schlimmer und dümmer geht`s nimmer!
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    Aufgeklärte Menschen benötigen keine Religion, um moralisch zu sein!
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    Die einzelne menschliche Evolution (Geburt, Altern, Sterben ist Evolution) ist begrenzt.
    Aber gerade seine Begrenztheit macht ein Menschenleben mit Vernunft, innerer Zufriedenheit, Zuneigung, Mitgefühl, Gelassenheit und Humor umso befriedigender.

    Jetzt bin ich ein Gottloser, ein Atheist und weiß warum, denn ich verneine, dass es ein über den Universen schwebendes übernatürliches Wesen gibt, das alle Phänomene im Kosmos einschließlich des Menschen gezielt geschaffen hat, die Gedanken jedes einzelnen Menschen liest und Fehlverhalten erbarmungslos bestraft.

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