Sie argumentiert rein geister- und geisteswissenschaftlich ohne Soziobiologie oder Evolutionspsychologie zu sehen. Die Goldene Regel dürfte älter sein als die Evolution der Primaten. Die Goldene Regel muss niemand erfinden. Die war womöglich lt. der Kooperationsforschung schon vor dem Leben, bei der reinen Chemie aktiv.
Menschen benehmen sich meist so, weil sie so auf die Welt kommen, nicht weil ihnen irgendjemand etwas beibringt – Moral ist angeboren.
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Religionen hat niemand erfunden, es sieht auch verdammt danach aus, dass uns keine Götter ihre Regeln, geschweige denn die »dicken Schwarten« (sog. unheilige Bücher) eingeflüstert haben.
Und nein, sie sind nicht die Drogen, die Machthaber erfunden haben um das Volk zu beherrschen, sondern sind das Opium, dass sich die ganz normalen Menschen in der anstrengenden Aufgabe ihres Lebens im Stamm aber auch im Staate genommen haben um den Frust des Alltags zu ertragen.
Dazu kamen das Gruppen- und Einzelritual als endokrinologische Stresstherapie und das Einzelritual zur Ohnmachtsvermeidung. Beten ändert nun mal nichts an der Situation, gibt aber das Gefühl etwas tun zu können – ein emotionaler Blitzableiter?
Als mit der Katholische Kirche »die Religion« in EU den Zugriff auf die Macht hat hat sie als Helfer der Menschlichkeit TOTAL versagt! Im Gegenteil, seit ihrer Gründung auf dem Konzil von Nicäa hat sie sich mit jedem Machthaber, auch mit den Nationalsozialisten ins Bett gelegt!
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Daher: Nein, die säkulare Gesellschaft muss überhaupt keine Regeln erfinden. Sie darf Angebote machen und muss die gelegentlichen Psychopathen in den Griff kriegen. Mehr nicht, den Rest machen Menschen, denen genug Grundbedürfnisse und Entfaltungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen von selbst aus.
Dazu brauchen sie nicht die Gleichmacherei von Ideologien wie Kommunismus, Katholizismus und Iss’lahm.
Regieren hat erst mal was mit verwalten zu tun – nicht mit führen.
Vollzitat
Täglicher erreichen uns Bilder von den Taten religiöser Fanatiker. Doch wie ist es um das Verhältnis von Religion und Gewalt wirklich bestellt? Damit befasst sich Karen Armstrong in einem voluminösen Buch – und sie kommt zu einem eindeutigen Ergebnis.
Spätestens seit den Anschlägen von 9/11 in den USA mit ihren rund 3000 Toten ist dem Westen klar geworden, welche gewaltige Macht in den Religionen steckt – und dass die hartnäckige und mittlerweile schon recht alte These der Moderne einer global zunehmenden Säkularisierung nur in manchen Regionen der Welt zutreffend ist. Immer wieder wälzt dabei die Wissenschaft die Frage, unter welchen Bedingungen Religion die Gewalt auf der Welt fördert oder, im besten Fall, einhegt. Gerade im sich immer weiter säkularisierenden Norden der Erde neigen viele dazu zu glauben, dass die Welt ganz ohne Religion ein friedlicherer Ort wäre. Und die fast täglichen Gräuelbilder vor allem dschihadistischer Gewalt im Nahen Osten scheinen dieser Ansicht Recht zu geben.
Die britische Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong – ein vielfach ausgezeichneter Star ihres Fachs – wagt in ihrem Werk „Im Namen Gottes. Religion und Gewalt“ Antworten auf diese großen Fragen. Auf knapp 700 Seiten schreitet sie durch die Weltgeschichte: von der Religion der Sumer im Zweistromland vor Tausenden von Jahren bis zu den Selbstmordattentaten von heute. Die Autorin untersucht das Zusammenspiel oder das Gegeneinander von Religion und Gewalt sowie Religion und Macht durch die Jahrhunderte hindurch. Und oft sind dabei die Trennlinien zwischen diesen Sphären nicht zu ziehen. Ja, dieses säkulare Modell wäre in früheren Jahrhunderten auch kaum verständlich gewesen.
Die renommierte britische Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong (GERRY PENNY / AFP)
Fast immer wurde Gewalt nur religiös überpinselt
Armstrongs Grundthese ist: Die Welt wäre kein besserer Ort ohne Religion – wenn das denn überhaupt denkbar ist. Fast immer war die Gewalt in der Geschichte nicht religiös motiviert, sondern wurde bloß religiös überpinselt. Es ging immer um Macht und Anerkennung. Im Prozess der Zivilisation, des Fortschritts und der Bildung einer Kultur gab es in den Jahrtausende lang dominierenden Agrargesellschaften immer eine strukturelle Gewalt. Der Grund: Nur durch die Bildung einer ausbeutenden Elite waren für diese Gruppe Zeit und Ressourcen zur Entstehung von Kultur etc. da. Allerdings haben sich die Weltreligionen immer bemüht, diese Gewalt zu bändigen.
WANN DENN DA?
Fast alle großen Weltreligionen haben dazu, laut Armstrong, eine jeweils eigene Art der „Goldenen Regel“ entwickelt, die, einfach gesagt, das Prinzip verfolgt: „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu.“ Es waren und sind Regeln, die Gewalt einhegen. Dagegen wurden die größten Gewaltexzesse der Geschichte in der Regel säkular begründet, und zwar im Sinne von weltlichen, nicht-religiösen Ideologien, zum Beispiel beim Kolonialismus, Nationalismus, Imperialismus, Nationalsozialismus und Stalinismus. Im Gegensatz zu den Religionen habe, so Armstrong, die säkulare Welt bisher global keine vergleichbaren, verbindlichen Regeln der Gewalt-Einhegung wie die „Goldene Regel“ entwickelt.
ACH JA; ALS DIE RELIGIONEN IN EUROPA AN DER MACHT WAREN, NAMENTLICH DIE KATHOLIKEN, HABEN SIE SICH EINEN SCHEISSDRECK DARUM GEKÜMMERT.
erzeit so stark mit Gewalt infiziert ist – und die meisten Opfer dieser Gewalt sind ja selbst Muslime -, ist dies auch ein Problem der islamischen Theologie, dass islamische Theologen nicht fähig sind, mit ihren Gedanken die islamischen Terroristen zu erreichen oder gar zu überzeugen?
Armstrong: Dazu zwei oder drei Punkte: Zum einen wurden die islamischen Gelehrten, die Geistlichen in islamischen Ländern von aggressiven Säkularisten kaltgestellt. So, wie es die Schahs im Iran versucht haben, Gamal Abdel Nasser in Ägypten oder Atatürk. Der ließ alle Medresse, also islamischen Hochschulen, schließen und trieb die Sufi-Orden in den Untergrund, als er die Türkei säkularisierte. Das war eine sehr unweise Politik, denn sie entzog den Muslimen beim Erlernen des Islam durch Menschen, die die heiligen Schriften wirklich kannten, die Hilfe. Vor der Neuzeit las niemand den Koran für sich einfach so. Er wurde immer gelesen in einem großen Kontext von gelehrten muslimischen Kommentaren, die Tendenzen zum Extremismus wegschnitten oder einhegten.
Hier treffen wir wieder auf die Wahabiten. Es ist ein wenig wie bei Martin Luther: Jeder Mann und jede Frau sollte fähig sein, seine oder ihre Bibel zu lesen – also ihren Koran, ihre heiligen Schriften, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Wenn unausgebildete Menschen in den Koran eintauchen oder nur ein Buch aufpicken, das „Islam für Dummies“ heißt, bekommt man wilde Interpretationen.
Zum Zweiten: Denken Sie nicht, dass alle Mitglieder des IS ganz überzeugte Dschihadisten sind. Eine signifikante Gruppe darin – wobei es schwer ist, zur Zeit zu sagen, wie groß diese Gruppe ist – sind wahrscheinlich Säkularisten von Saddams Baath-Partei und Mitglieder seiner Armee, die unkluger Weise von den Amerikanern nach dem Irak-Krieg aufgelöst wurde. Es sind Menschen, die unzufrieden sind mit dem status quo und die glücklich sind, irgendeiner Koalition beizutreten, um diesen zu beenden. Die Präsenz dieser trainierten Soldaten, die keine Zeit für Religion haben und klare Säkularisten sind, erklärt wahrscheinlich, warum der IS auf dem Schlachtfeld gegen professionell ausgebildete Truppen so erfolgreich ist.